Der Weg in die Diktatur

Lichtenfelser Tagblatt, 1933

Die Jahre 1930 bis 1933

In den Jahren 1931 bis 1933 befand sich die junge Demokratie der Weimarer Republik in einer Krise, die in der NS-Diktatur endete. Ab März 1930 konnten sich die demokratischen Parteien auf keine gemeinsame Regierung verständigen, sodass sich sogenannte Präsidialkabinette auf Notverordnungen des Reichspräsidenten stützen mussten. In dieser Zeit fanden auch mehrere Wahlen zum Reichstag (September 1930, Juli 1932 und November 1932) und in Bayern eine Wahl zum Landtag statt (April 1932). Die Wahlen brachten eine enorme Steigerung des Stimmenanteils der NSDAP.

Die politische Arbeit der Lichtenfelser Sozialdemokraten war in diesen Jahren von vielen Wahlveranstaltungen und der Auseinandersetzung mit der NSDAP geprägt. Bei den Wahlen erreichte die SPD in Lichtenfels mit Stimmenanteilen zwischen rund acht bis zwölf Prozent schwache Ergebnisse.

Bei einer Stadtratssitzung im März 1932 forderte der SPD-Stadtrat Baptist Fraunholz mehr politische Neutralität bei den Anschaffungen für die Bibliothek der städtischen Realschule und wandte sich gegen den „Faschistengruß“ von Schülern untereinander in der Schule. In einem Leserbrief bestritt der Leiter der städtischen Realschule diese Praxis recht halbherzig und forderte Fraunholz auf, die Schüler namentlich zu nennen, um sie bestrafen zu können. Fraunholz sprach sich daraufhin in einem Leserbrief für den „offenen und ehrlichen Gruß ‚Grüß Gott‘“ statt „rechte Hand aufheben und Heil schreien“ aus*.

Im Anschluss an eine Wahlversammlung der SPD in der „Bürgerbräu“ beabsichtigten im Juli 1932 einige Versammlungsteilnehmer die Aushängetafel des „Völkischen Beobachters“ in Lichtenfels zu zerstören, wozu es aber offenbar dann nicht kam. Am 30. Januar 1933 wurden die Nationalsozialisten an einem Präsidialkabinett beteiligt und Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Innerhalb kürzester Zeit bauten die Nationalsozialisten ihre Macht aus und verwandelten Deutschland in eine Diktatur. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands wurde bereits am 22. Juni 1933 verboten.

Am 5. März 1933 fanden noch die letzten demokratischen Reichstagswahlen statt. Im Vorfeld dieser Wahlen organisierte die SPD in Lichtenfels eine Wahlversammlung am 2. März 1933 im „Bürgerbräu“. Bei der Wahl selbst erhielt die SPD in Lichtenfels 365 Stimmen. Bereits in den Tagen nach der Wahl sind viele kurze Berichte zu finden, dass politisch tätige Personen in Schutzhaft genommen wurden. Sicherlich auch durch diese dokumentierten Drohgebärden und viele undokumentierte Einschüchterungen stellte Stadtrat Fraunholz am 13. März 1933 im Stadtrat einen Antrag auf Entlassung und kündigte an, aus der SPD auszutreten. Stadtrat Andreas Geldner wird in der Berichterstattung nicht erwähnt.

1933 – 1945

In der Zeit der NS-Diktatur sind von der Lichtenfelser SPD keine Aktivitäten im Untergrund überliefert. Der braune Terror konnte die politischen Überzeugungen der Sozialdemokraten nicht zerstören: Andreas Geldner wurde 1945 Vorsitzender der Lichtenfelser SPD. Im Jahr 1950 wurden etliche Mitglieder für 32 Jahre Mitgliedschaft, also von 1918 bis 1950, geehrt. Auch wenn die Partei von 1933 bis 1945 verboten war, im Selbstverständnis der Sozialdemokraten blieb die Mitgliedschaft auch während des Parteiverbotes bestehen.

Autor: Martin Dollak