„Wir müssen jetzt tätig werden, damit wir auch noch in fünf oder zehn Jahren eine gute medizinische Versorgung in Lichtenfels haben,“ stellte Stadtrat Philip Bogdahn zum Eingang einer Videokonferenz der SPD-Stadtratsfraktion fest. Auf Einladung des Fraktionsvorsitzenden und Landratskandidaten Dr. Arnt-Uwe Schille referierte Frau Gabriele Dostal zu den Themen Versorgungssicherheit auf dem Land und moderne Formen der medizinischen Versorgung.
Frau Dostal wies sich dabei als ausgesprochene Expertin aus, die bereits bei der Umsetzung von zahlreichen Varianten kommunalen Engagements im Bereich ambulante Versorgung beteiligt war. „Jedes dritte kommunale oder regionale MVZ in Deutschland haben wir mit aus der Taufe gehoben,“ so Gabriele Dostal. Zu Beginn wurde über die Veränderungen in der ambulanten Versorgung gesprochen. „Mittlerweile ist es auch wissenschaftlich belegt, dass die Medizin in Deutschland weiblicher wird und dass Medizinerinnen und Mediziner immer stärker in Angestelltenverhältnissen arbeiten wollen,“ berichtete Ina Dorsch: „In Verbindung mit dem immer häufiger geäußerten Wunsch in Teilzeit arbeiten zu können stellt sich die Frage, wie viele Ärzte künftig noch in selbstständiger Form und als Einzelkämpfer in Ihren Praxen arbeiten werden“. Frau Dostal bestätigte dies und stellte in aller Deutlichkeit fest, dass die medizinische Versorgung in Lichtenfels gegenwärtig noch gut dasteht, sich dies aber bereits in wenigen Jahren spürbar ändern kann. Knapp die Hälfte der Lichtenfelser Ärztinnen und Ärzte sind über 60 Jahre alt. Hier stehen in den kommenden Jahren Praxisübergaben an. „Und wie schwierig es ist einen Nachfolger zu finden, haben wir in Schney vor einigen Jahren schmerzlich erleben müssen,“ weiß Elke Werner und berichtet weiter, dass „die gleiche Situation gegenwärtig in Weismain festzustellen ist. Dort wurde zwei Jahre lang versucht, einen Nachfolger für die Allgemeinarztpraxis zu finden. Erfolglos.“ Dr. Arnt-Uwe Schille hat daher in seinem Programm zur Landratswahl die „regionale Gesundheitsversorgung“ als wichtiges Thema identifiziert. „Die Kommunen werden in den kommenden Jahren viel stärker gefordert sein, wenn es um die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung geht“, stellt Schille fest. „Die Landratsämter können hier eine Schlüsselrolle einnehmen und die Bedarfe der Kommunen aufnehmen und zusammenführen. Unsere neu gegründeten Regionalwerken könnten hier beratend und umsetzend an die Seite der Städte und Gemeinden gestellt werden.“ Frau Dostal konnte auch in der Vergangenheit von Gremiumsmitgliedern des Stadtrats geäußerte Bedenken zur Wirtschaftlichkeit von kommunalen MVZs zerstreuen und stellte die Gewinn- und Verlustrechnung von MVZs dar. „Dass, wie in der Vergangenheit behauptet, alle kommunalen MVZs rote Zahlen schreiben würden, ist nachweislich falsch,“ versicherte Philip Bogdahn. Vielmehr tragen sich kommunale MVZs mit zwei Vollzeit-Arztstellen bereits im dritten Jahr selbst und können ab dem dritten Geschäftsjahr Gewinne im sechsstelligen Bereich erwirtschaften. Monika Faber schlug vor, mit diesen Geldern bspw. Versorgungsmodelle zu fördern, die die Medizin wieder zum Patienten bringen. „Eine mobile Arztpraxis, die unsere Dörfer im Landkreis anfährt und so den Patientinnen und Patienten lange Wege erspart, wäre doch eine echte Verbesserung,“ weiß die Seniorenbeauftragte des Stadtrats. Abschließend waren sich alle Teilnehmer einig, dass es sich lohnt am Thema „kommunales/regionales MVZ“ dranzubleiben. „Das ist ein dickes Brett, was hier gebohrt werden muss“, erklärte Landratskandidat Dr. Arnt-Uwe Schille, „und wir müssen die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte des Landkreises mit an Bord holen. Aber wenn wir nichts tun, dann werden viele Bürgerinnen und Bürger bald Probleme haben, einen Arzttermin in unserem Landkreis zu finden.“