Auf Einladung der SPD und von Bündnis 90/ Die Grünen referierte Heimatforscher Bernhard Christoph im Rahmen einer Exkursion über die „Schwabthaler Quellen“, die geplante Erweiterung des Steinbruchs Deisenstein sowie über die Besiedlungsgeschichte dieser Region.
„Jeder Mensch nimmt am Tag 3 Liter Wasser zu sich. Ohne Wasser gibt es kein Leben“, so Bernhard Christoph am Startpunkt der Wanderung in End. Sein Blick fällt dabei auf die eingezäunten und eingefassten „Schwabthaler Quellen“ im Döritzenengrund, die den Großteil der Lichtenfelser Bevölkerung und weitere Areale mit Trinkwasser von höchster Qualität versorgen. Als Heimatforscher und langjähriger Stadtrat weiß er wovon er redet: „Bis ins Jahr 1901 gab es in Lichtenfels über 20 Brunnen, aus denen die Bürger ihr Trink-und Brauchwasser schöpfen konnten. Eine wachsende Bevölkerung und mangelnde Hygiene führten zur Suche nach neuen Trinkwasserquellen. Im Döritzengrund bei End wurde man schließlich fündig. Unter der Amtszeit von Bürgermeister Wenglein und auf maßgebliches Betreiben des Arztes und Heimatforschers Dr. Gustav-Roßbach haben 200 Arbeiter des Bauunternehmens Holzmann&Co aus Frankfurt, darunter 50 italienische Gastarbeiter, vier Quellen eingefasst und eine Hochleitung bis nach Lichtenfels verlegt. Das natürliche Gefälle von ca.100 Metern kam ihnen dabei zu Gute. 1965 wurde mit der Döritzenquelle ein weiterer Brunnen erschlossen, so dass heute jährlich bis zu 1,2 Millionen Kubikmeter bestes Trinkwasser aus diesen Quellen entnommen werden dürfen. „Das ist ein Privileg und ein großer Glücksfall, vor allem in Zeiten des Klimawandels“, mahnt Christoph an.
Über die alte Verbindungsstraße von Staffelstein nach Hollfeld, heute noch als Feldweg begehbar, führt der Heimatforscher anschließend die Interessierten zu einen historischen Kreuzpunkt hoch über End. „Hier teilten sich die Wege, links ging es nach Hollfeld und rechts nach Kümmersreuth, bevor etwas unterhalb in den 1930er Jahren die heutige Straße gebaut wurde“, so Bernhard Christoph. Weit schweift dabei der Blick der Teilnehmer auf den Staffelberg, den Weinhügel, den Schlossberg bei Kümmersreuth, einst Sitz einer mittelalterlichen Burg, und den Steinbruch bei Kaider, dessen Steinzerkleinerungsmaschine auch dort oben auf den Höhen noch gut zu hören ist. Weiter auf dem historischen Weg gelangen die Wanderer schließlich beim Deisenstein auf die Hochfläche der nördlichen Frankenalb. Dort oben lassen sich sich zum ersten mal die Dimensionen des bestehenden Steinbruchs mit einem Blick durch den Begrenzungszaun erkennen.
„Wo heute ein riesiges Loch klafft, wurde in den siebziger Jahren ein jahrtausendealtes Grab mit den Überresten der ältesten bekannten Staffelsteinerin entdeckt“, erzählt der Referent und erläutert anhand von alten Landkarten den stetigen Flächenfraß des Steinbruchs. „Bereits vor 10 Jahren stand ich mit einer Gruppe vom Bund Naturschutz hier, um die damalige Erweiterung zu verhindern, leider ohne Erfolg“, erinnert sich Christoph und zeigt mit ernster Mine auf den Steinbruch, der aktuell fast bis zum Kemitzenstein reicht. „Doch damit nicht genug“, so Christoph weiter: „Geplant und beantragt ist eine abermalige Erweiterung um gut 8 Hektar Richtung Hohler Stein. Und das mitten im Wasserschutzgebiet, das nur wegen eines Formfehlers als solches bis heute nicht anerkannt ist, obwohl das entsprechende Verfahren bereits vor dreißig Jahren in die Wege geleitet wurde“, führt Christoph fort und weist auf die möglichen Auswirkungen hin, die ein weiterer Ausbau seiner Ansicht nach mit sich bringen könnte: „Durch eine erneute Erweiterung des Steinbruchs wird quasi ein sichelförmiger Graben um unsere Trinkwasserquellen gezogen. Niemand kann ausschließen, dass wegen der Wegnahme großer Mengen an Filterschichten unsere Quellen eines Tages verschmutzt werden. So gräbt man uns auf kaltem Weg das Wasser ab“, so Christoph.
Nur einen Steinwurf weiter stoppt der Referent die Wanderer erneut, um über die vorchristliche Besiedlungsgeschichte der Hochfläche zwischen dem Hohlen Stein und dem Kemitzenstein zu berichten: „Wo heute weite Ackerflächen zu sehen sind, stand vor 7000 Jahren ein ganzes Dorf, was zahlreiche Funde belegen“. Dabei präsentiert der Referent mit Begeisterung mehrere steinzeitliche Funde der ersten Bauern, die er selbst vor Ort entdeckt hatte und berichtet über die Kultur und das gesellschaftliche Zusammenleben dieser Menschen: „Voraussetzung für die früheste bäuerliche Besiedelung war der Zugang zum Trinkwasser, und die war mit den Quellen bei End und im Tiefental gegeben. Was damals galt, gilt auch noch heute,“ so Christoph weiter: „Wasser ist die Quelle des Lebens“.
Vorbei am Hohlen Stein setzten die Teilnehmer die Wanderung in das imposante Tiefenthal fort. Durch diese Schlucht mit stetigem Blick auf beeindruckende Felsformationen wie den Pfarrfelsen, auf dem einst eine wohl hölzerne Kleinburg thronte, gelangten die Teilnehmer schließlich zur Rehaklinik Lautergrund am Rande von Schwabthal. Dort hält der Heimatforscher Christoph die Gruppe erneut an und informiert: „Hier entspringt die Tiefenthalquelle, die End, Schwabthal und die Rehaklinik mit Wasser versorgt. Und diese Quelle ist durch die geplante Erweiterung des Steinbruchs ebenso in Gefahr. Bei einem Ausfall dieser Quelle und der Schwabthaler Brunnen stehen die Leute ohne Wasser dar. Mit großer Ungewissheit, viel Aufwand und hohen Kosten, die letztendlich die Bürger tragen würden, müssten die Städte Bad Staffelstein und Lichtenfels dann für teuren Ersatz sorgen“, so Bernhard Christoph am Ende seiner Ausführungen. Abwärts, entlang an sprudelnden Quellen und einem rauschenden Bach gelangten die Teilnehmer mit vielen gewonnene Eindrücken und Erkenntnissen zurück zum Ausgangspunkt bei End.