Alte Geschichten und neues Leben - Besuch des ehemaligen H.O.Schulze im Umbau zum FADZ

Frank Herzog, Vorsitzender des Fördervereins des Forschungs- und Anwendungszentrums für digitale Zukunftstechnologien (FADZ) und neuer Eigentümer des ehemaligen H. O. Schulze-Gebäudes, erläutert seinen Gästen wie Umbau ins FADZ funktionieren soll. Hier we
Tim Birkner

02. Mai 2022

Der Umbau des H.O. Schulze zum FADZ startet. Als eine der letzten konnten Gäste der SPD-Ortsvereine Schney und Lichtenfels das Gebäude durchstreifen und sich die Pläne für die nahe Zukunft anhören. Das neue Leben im alten Haus soll im Oktober beginnen.

„Das erste Buch für meine Kinder habe ich hier gekauft“, sagt Frank Herzog im ehemaligen H. O. Schulze. Die Wände sind jetzt kahl, die Heizungen laufen noch, der Boden ist gefegt. Auf Bierbänken hören ihm Gäste der SPD-Ortsvereine Lichtenfels und Schney zu. Sie werden die letzten vor dem Umbau sein, der wenige Tage später beginnen wird. In dem Gebäude in der Laurenzistraße soll bereits im Oktober die Werkstatt für jedermann einziehen und der erste Lichtenfelser Studiengang beginnen. Hier wird das Forschungs- und Anwendungszentrum für digitale Zukunftstechnologien (FADZ) mit seiner Arbeit beginnen. Die Zeit drängt. „Wir wollen die Digitalisierung in den ländlichen Raum holen. Dafür müssen die Angebote erreichbar sein. nah sein. Mittendrin sein“, sagt Herzog. Das Angebot für jede und jeden soll eine große Werkstatt mit vielen herkömmlichen aber auch neuen Methoden werden. Kreissäge, Lötkolben und 3-D-Drucker werden wie selbstverständlich nebeneinander stehen. „Wir sind alle Teil der Wegwerfgesellschaft. Ich nehme mich da selbst nicht aus. Doch wir wollen das ändern. Viele Sachen kann man ganz einfach noch reparieren“, so Herzog, der der neue Eigentümer des alten Hauses ist. Im Umbau der Buchhandlung in ein allumfassendes Bildungszentrum möchte er mit guten Beispiel voran gehen. „Wir schmeißen hier nichts weg. Dem Boden fehlt nichts. Der bleibt. Die Decken sind aus Beton – das ist ein schicker Industrielook, das bleibt auch. Die Fenster sind vielleicht nicht der neueste Standard, aber sie funktionieren.“ Elektrokabel werden neu verlegt und natürlich Netzwerkleitungen. Dafür gibt es ein Regalsystem, das sich wie eine Schlange durch das ganze Haus zieht und auf dem dann auch die Leitungen laufen. In einer langen Schlange bewegten sich dann auch die Gäste durch das Haus, konnten Blicke auf alte Türen und in Fehlböden werfen, auf schiefen Böden stehen und auf großen Flächen fachsimpeln, was sie hier schon erlebt hatten. Das soll nicht nur so bleiben, sondern mehr werden. In einem der ersten steinernen Häuser von Lichtenfels, dem Marktplatz 15, soll im Erdgeschoss ein fränkisches Pub entstehen und in den historischen Obergeschossen Übernachtungsmöglichkeiten für Studierende oder Fahrradtouristen. „In diesem Haus möchten wir dazu beitragen, dass mehr miteinander geredet wird“, sagt Herzog. Er stellt sich das so bunt vor, wie der Prenzlauer Berg in Berlin bunt ist. Und mittendrin. Hier können Schreiner im Rentenalter und IT-Studentinnen sich austauschen und Lösungen suchen, hier kann jeder durch die offene Tür und fragen, ob er Hilfe für seinen alten, aber liebgewonnenen Lampenschirm bekommt. Oder fragen, ob das Ersatzteil für das Fahrrad möglicherweise hier gedruckt werden kann. „Das lebt vom Ehrenamt und einer guten Organisation“, erklärt Herzog. Und beides sei vorhanden. „Egal welche Herkunft, egal welches Alter, egal welche Fragen, hier sollen Menschen aufeinandertreffen“, so Herzog. Damit auch die Unternehmen und handwerklichen Betriebe mit ihren wirtschaftlichen Interessen hier wiederfinden können, möchte er einen Verein für Unternehmer im FADZ gründen. „Dann haben wir mit der Politik, dem bürgerlichen Engagement und der Wissenschaft alle Bereiche abgedeckt.“ Natürlich wollten die Gäste wissen, ob diese Pläne nur für eine vorübergehende Lösung seien, da das FADZ ja in der Kirschbaummühle entstehen soll. „Das wird sich zeigen“, sagt Herzog dann. Am liebsten wäre ihm, wenn die kommunikativen Räume für jedermann mitten in der Stadt blieben. Forschung und Entwicklung, Seminare und Kongresse hätten dann ihren Platz in der Kirschbaummühle. „Ich glaube, dass wir den Platz hier auch brauchen werden“, so Herzog. Er baut das Gebäude auf seine Kosten um und stellt es dem FADZ beziehungsweise der Hochschule zur Verfügung. Er möchte auf pragmatische Weise, additive Fertigung auch in die Berufsausbildung einbauen. „Bildung muss schnell und unkompliziert zu den Menschen kommen“, sagt er. Draußen in der Welt wehe ein anderer Wind. „Doch Lichtenfels ist weltweit bekannt. Hier sind fast 500 Einzelpatente entstanden. Im Leichtbau und in der additiven Fertigung schauen alle nach Lichtenfels. Das wollen wir auch für hier erlebbar machen.“ Herzog untermauert das mit Fakten. In den vergangenen vier Jahren hätten unterschiedliche Unternehmen mehr als 250 Millionen Euro in Gebäude, Infrastruktur, Arbeitsplätze, Forschung und Entwicklung investiert. „GE hat Lichtenfels zum weltweiten Hotspot für seine 3-D-Aktivitätwen gemacht – und nicht München. Das ist schon eine mega Ansage an unseren Standort hier.“ Beim Drucken von 3-D-Werkstücken lernen die Maschinen heute bereits, was sie beim nächsten Bauteil besser machen können. So ähnlich soll das auch in der Laurenzistraße sein. „Das Gebäude wird nie vollständig fertig sein“, sagt Herzog. „Es ist ein Organismus, der sich den Menschen anpasst und im Oktober zu atmen beginnt.“ Zum Abschluss bedankte sich SPD-Fraktionsvorsitzender Arnt-Uwe Schille bei Gastgeber Frank Herzog für die Einblicke in das FADZ. „Die Etablierung der Hochschule und des FADZ sind für Lichtenfels ein Meilenstein“, so Schille. Stadtrat Sven Eisele überreichte an Herzog noch ein Geschenk in Anerkennung des Ehrenamts im FADZ: „Unsere Wertschätzung gilt allen, die in den vielen Arbeitskreisen des FADZ mitarbeiten.“

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